Sexualpädagogik in der KiTaSich selbst entdecken und sinnlich erfahren

Der positive Umgang mit Sexualität und Körperlichkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Identitätsentwicklung von Kindern und stärkt ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Ein hilfreicher Beitrag zur Sexualerziehung, der alles Facetten der Thematik behandelt.

"Das Ich ist vor allem ein körperliches." Dieser Satz Sigmund Freuds verweist auf die Bedeutung des Körpers für die Identitätsentwicklung. Kinder fühlen zunächst körperlich, ihre ersten Welterfahrungen beginnen mit dem Körper. Sie nehmen Gegenstände in den Mund zum Erforschen und zur Befriedigung von Lust. Voller Neugier und Tatendrang begreifen sie die Welt und sich selbst. Diesem ganzheitlichen Körpererleben von Kindern steht häufig eine ambivalente Haltung von Erwachsenen gegenüber, insbesondere wenn es um das lustvolle Entdecken des eigenen Körpers geht. Das Nachspüren von Körperberührungen und -erfahrungen wird dadurch möglicherweise unterbunden und ein positiver Bezug zum eigenen Körper verhindert.

Die Rolle des Körpers und der Sexualität für die Identitätsentwicklung

Kinder entwickeln ihr Selbstkonzept und Selbstbild über ihren Körper und ihre Bewegungen und gewinnen dadurch Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Unter Selbstbild versteht man das Bild, das ein Kind von sich hat; ob es Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat, sich aktiv oder passiv verhält, ob es bei Schwierigkeiten schnell aufgibt oder sich angespornt fühlt. Welches Selbstkonzept Kinder entwickeln, hängt davon ab, ob ihnen viel Raum zum Ausprobieren und Gestalten gewährt wird und sie dabei vielfältige Erfahrungen sammeln können. Dabei erleben sie Erfolge und Misserfolge und entdecken, dass sie auf das Geschehen Einfluss nehmen können. Diese Selbstwirksamkeit, die Kinder im Spiel, bei körperlichen Aktivitäten und beim Entdecken ihres Körpers erfahren, ist für die Identitätsbildung von großer Bedeutung. Verschiedene Identitätstheorien weisen auf die bedeutende Rolle des Körpers für die Identitätsentwicklung hin. Dabei kommt der Entwicklung der Sinne, der Motorik und der Sexualität eine wichtige Aufgabe zu.
Die zentrale Bedeutung des Körpers beginnt bereits vor der Geburt. Der erste Bezugspunkt des Säuglings ist der Körper mit seinen Bewegungen, Handlungen und Gefühlen. Das Wissen über frühe Lebenserfahrungen von Säuglingen und Kleinkindern und deren Auswirkungen auf Identität, Körper-Selbst und Selbstempfindungen untermauert die Bedeutung und Wichtigkeit von Aktions-, Erlebnis- und Erfahrungsräumen in KiTas. Durch Bewegung und Berührungen können sich Kinder entfalten und wachsen. Jedoch ist der Umgang mit Berührungen von kulturellen, religiösen, sozialen und familiären Vorstellungen abhängig. Diese geben vor, welche Formen von Berührungen anerkannt und gefördert bzw. tabuisiert werden. Oftmals werden körperliche Berührungen unterbunden, wenn sie sexuell gedeutet werden. „Unverfängliche" körperliche Kontakte wie z.B. das Eincremen und Einseifen des Körpers oder der Kuss auf die Wange werden akzeptiert, Selbstberührungen durch Streicheln an den Geschlechtsteilen und Masturbieren dagegen kritisch beobachtet. Auch wenn die Bedeutung von Sexualität für die Identitätsentwicklung von Kindern heute anerkannt ist, wird die Frage, wie Kinder den Umgang damit lernen sollen und was sie zeigen dürfen, immer noch gesellschaftlich kontrovers diskutiert.

Sexualität - eine Definition

Sexualität ist nicht nur Geschlechtsverkehr, hat nicht nur mit Genitalität zu tun, sondern umfasst körperliche, biologische, psychosoziale und emotionale Aspekte. Sie ist eine Lebensenergie, die sich im Körper entwickelt und von der Kindheit bis ins Alter wirksam ist. Die Ausdrucksmöglichkeiten von Sexualität sind vielfältig: Zärtlichkeit, Geborgenheit, Sinnlichkeit, Lust, Leidenschaft, Erotik, das Bedürfnis nach Fürsorge und Liebe, aber auch Ausdrucksformen, die dem „anderen Gesicht" der Sexualität zuzuordnen sind, wie sexualisierte Gewalt in Form von sexuellen Übergriffen, Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch. Diesem breiten Blick auf Sexualität steht eine einseitig genitalfixierte Sichtweise von Sexualität in vielen Medien und der Sexualindustrie gegenüber. Dieser Alltagsgebrauch von „Sex" bleibt Kindern nicht verborgen. Häufig zeigt sich das in sexuellen Äußerungen und Sprüchen und in Rollenspielen zum Geschlechtsverkehr.
Sexualität umfasst verschiedene Sinnaspekte, den Identitäts-, Beziehungs-, Lust- und Fruchtbarkeitsaspekt, die für ein selbstbestimmtes und (sexualitäts-)bejahendes Leben von Kindern von Bedeutung sind. So werden die Motivationsquellen, die Ausdrucksmöglichkeiten und Sinnaspekte von Sexualität im Laufe der biografischen Entwicklung und in aktuellen Lebenssituationen unterschiedlich entwickelt und akzentuiert. Neben den kulturellen, sozialen und individuellen Lebenslagen beeinflussen vor allem Wert- und Normsetzungen sowie geschlechtsspezifische Erfahrungen das Erleben von Sexualität. Sexualität hat eine große Bedeutung für das seelische Gleichgewicht von Kindern. Sie kann das Selbstwertgefühl stärken, Lebensfreude geben, Freude am Körper vermitteln, aber auch Scham und Selbstzweifel nähren sowie Sprache der Trostlosigkeit oder Gewalt sein. Sexualität kann auch bereits für Kinder eine Art Überlebensausrüstung sein. Zärtlichkeit, Geborgenheit, Liebe und Lust können über unangenehme Erfahrungen und Gefühle hinweghelfen.

Entdeckungsreisen - Kindliche Sexualität im KiTa-Alltag

Kindliche Sexualität zeigt sich im KiTa-Alltag in unterschiedlichsten Facetten: direkt oder indirekt, ängstlich oder offen, irritierend oder klar, fragend oder provozierend. Konkret zeigt sich dies in folgenden Verhaltensweisen:

  • Kinderfreundschaften
    Kinder gehen im Laufe ihrer Kindergartenzeit vielfältige Freundschaften ein. Es ist wichtig, dies ausprobieren zu können, denn so erleben sie im Kontakt mit Gleichaltrigen, von wem sie gemocht, geliebt oder auch abgelehnt werden. Diese Erfahrungen ermöglichen es, einen partnerschaftlichen Umgang miteinander zu erlernen. Hier deutet sich der Beziehungsaspekt von Sexualität an.
  • Frühkindliche Selbstbefriedigung
    Durch Selbstbefriedigung entdecken Kinder ihren Körper. Sie fühlen sich ihrem Körper sehr nah und verspüren lustvolle Gefühle. Das Zulassen frühkindlicher Selbstbefriedigung ist für den Aufbau der Ich-Identität von Bedeutung und weist auf den Identitätsaspekt von Sexualität hin.
  • Sexuelle Rollenspiele
    Rollenspiele mit sexuellem Inhalt sind ein wichtiges Übungsfeld für Kinder im Kontakt mit Gleichaltrigen. Doktorspiele, Vater-Mutter-Kind-Spiele oder andere sexuelle Rollenspiele ermöglichen zum einen, gemeinsam auf Körperentdeckungsreisen zu gehen, und zum anderen, aktiv mediale Einflüsse zu verarbeiten und spielerisch umzusetzen. Zudem fördert das Sich-Ausprobieren-Dürfen in unterschiedlichen Rollen das Selbstständigwerden.
  • Körperscham
    Kinder zeigen Schamgefühle gegenüber Nacktheit oder körperlicher Nähe durch Erröten oder Blickabwendung. Gefühle der Scham sind eine positive Reaktionsmöglichkeit, um die eigenen Intimgrenzen zu spüren. Sie verdeutlichen das Bedürfnis nach Schutz und Abgrenzung. Jedoch weisen sie auch auf Aspekte von Unsicherheit, Angst vor Herabsetzung und Versagen hin. Die Auseinandersetzung mit Körperscham ist ein wichtiger Prozess der sexuellen Identitätsfindung, denn die Fähigkeit, mit Schamgefühlen umgehen zu können, weist auf den Zugang zur eigenen Körperlichkeit hin.
  • Fragen zur Sexualität
    Die psychosexuelle Entwicklung ist von kognitiven Reifungsprozessen nicht zu trennen. Kinder benötigen Wissen, um sprachfähiger zu werden im Umgang mit Begrifflichkeiten und für sie wichtigen sexuellen Themen sowie zur Verbalisierung sexueller Bedürfnisse. Umfassendes Wissen schützt eher vor sexuellen Übergriffen, da informierte Kinder bestimmte Situationen besser einordnen und angemessener reagieren können.
  • Sexuelles Vokabular
    Kindergartenkinder haben heute schon relativ früh sexuelle Sprüche „drauf", äußern diese oftmals mit viel Spaß und benutzen auch manche derben Begriffe. Oft kennen sie deren Bedeutung gar nicht, sondern probieren aus, wie andere darauf reagieren. Manchmal wollen sie auch nur provozieren.

Die Erzieherin im Kontext kindlicher Sexualität

Die sexuelle Neugier von Kindern - verknüpft mit vielfältigen Entdeckungsreisen - konfrontiert ErzieherInnen mit ihren persönlichen Einstellungen, Haltungen und Vorerfahrungen. ErzieherInnen sind der Schlüssel für eine sexualfreundliche Erziehung in der KiTa. In jedem Kindergarten geschieht Sexualerziehung - und auch das Nichtreagieren, das Übersehen und das Verdrängen des Sexuellen hat Konsequenzen für die Einstellung und das Verhalten der Kinder. Kindliche Sexualität entfaltet sich, wenn Einstellung und pädagogische Handlungskompetenz der Erzieherin dem nicht entgegenstehen. So kommen ErzieherInnen nicht umhin, sich mit kindlicher Sexualität und der eigenen sexuellen Biografie auseinander zu setzen. Eine selbstreflexive Haltung ist Voraussetzung für sexualpädagogisches Handeln. Gleichzeitig bietet die eigene Lebensgeschichte einen Erfahrungsfundus, der die Arbeit mit Kindern bereichert und die Reflexion darüber erleichtern kann. Von Bedeutung ist auch, dass Erziehende in der Lage sind, zwischen der eigenen Betroffenheit und den sexuellen Ausdrucksformen der Kinder zu trennen.
Persönlichkeitslernen ist Voraussetzung für sexualpädagogische Handlungskompetenz. Unter Persönlichkeitslernen versteht man die angeleitete Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie, gesellschaftlichen Normen und Werten, sexuellen Verhaltensweisen und Einstellungen. Dabei geht es um das Bewusstsein für Unsicherheiten und Stärken im sexuellen Selbstkonzept und um die Wahrnehmung der eigenen Biografie. Daraus resultieren die Entwicklung von Sprachfähigkeit und eines eigenen Standpunktes auch bei schwierigen Themen, von Handlungsalternativen sowie das Annehmen der Kinder in ihrem „So-Sein". Dies bewirkt zugleich eine gewisse Unabhängigkeit vom Urteil anderer. Der wichtigste Aspekt ist jedoch, dass ErzieherInnen ein Gefühl für die pädagogische Selbstwirksamkeit erworben haben. Damit ist die Fähigkeit gemeint, das eigene wie das Verhalten und Erleben von Kindern, Eltern und KollegInnen angemessen erklären, vorhersehen und beeinflussen zu können. Dies umfasst auch die Überzeugung, handlungsfähig zu sein und etwas bewirken zu können, wie z.B. ein übergriffiges Verhalten zu vermeiden oder ein schwieriges Elterngespräch zu bewältigen (vgl. Wanzeck-Sielert 2004, S.62ff.).

Sexualpädagogik als Thema im Team

Eine sexualitätsbejahende und körperfreundliche Erziehung braucht die Kommunikation und Zusammenarbeit des gesamten Teams. Selten findet jedoch eine Kommunikation zu sexualpädagogischen Themen im Team statt, selten sind die Einstellungen der KollegInnen bekannt und selten existieren in Einrichtungen Konzepte zur Sexualerziehung. Häufig prägen bei dieser Thematik Angst, Vorsicht, Rücksichtnahme, Unsicherheit das Gesprächsklima. Die Auseinandersetzung über den Umgang mit kindlicher Sexualität und die Erarbeitung einer gemeinsamen Haltung sowie eines sexualpädagogischen Handlungskonzeptes stärkt das gesamte Team nach innen und nach außen. Folgende Impulse könnten für ein Gespräch hilfreich sein:

  • Kann ich über das Thema Sexualität offen reden?
  • Worüber möchte ich mit den Kindern nicht reden?
  • Welchen Einfluss haben meine Einstellungen zum Thema Sexualität auf meine Arbeit mit den Kindern?
  • Welche Fragen von Kindern zum Thema Sexualität sind schwierig zu beantworten?
  • Inwieweit dürfen/müssen ErzieherInnen in sexuelle Spiele der Kinder eingreifen?

Ein Gespräch über diese Fragen im Team bedeutet nicht, dass alle die gleichen Vorstellungen haben müssen oder dass Meinungen aufgezwungen werden. Wichtig ist die Bereitschaft, sich mit Fragen der Sexualität auseinander zu setzen. Es geht um den Austausch von Erfahrungen aus dem Alltag, um mehr Klarheit über die eigene Einstellung und die der anderen sowie über die bisherige Praxis zu gewinnen. Eine gelungene und wertschätzende Auseinandersetzung kann dazu führen, dass das Team zu einem Ort wird, an dem eigene Hemmungen und Barrieren im Umgang mit Sexualität zur Sprache kommen. Weiterhin wirkt eine solche Auseinandersetzung auf die Teammitglieder entlastend und schafft Sicherheit im sexualpädagogischen Alltag. Besonders bei Kritik von außen können ErzieherInnen sich dann der Solidarität ihres Teams gewiss sein. Zugleich wird die Arbeit der Kindertagesstätte für Außenstehende transparenter, und nicht zuletzt profitieren alle Beteiligten - ErzieherInnen, Eltern und Kinder - von dieser Zusammenarbeit.

Sexualpädagogik mit Kindern und Eltern

Aufgabe der KiTa ist es, die Lebenswirklichkeit der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Ausgehend von den Bedürfnissen, Interessen und Wünschen der Kinder sollen situative Anlässe für Spiel- und Lernprozesse aufgegriffen werden. Dies erfordert von den ErzieherInnen Sensibilität, Einfühlungsvermögen und genaues Beobachten dessen, womit sich Kinder gerade beschäftigen. Geburtsspiele beispielsweise können signalisieren, dass Kinder mehr über das Thema Schwangerschaft wissen möchten. So kann eine schwangere Mutter oder eine Hebamme in die KiTa eingeladen werden.

Sinnesschulung

Eine umfassende Sinnesschulung ermöglicht das Kennenlernen des eigenen Körpers sowie der emotionalen und körperlichen Dimension von Sexualität. Dabei spielen Berühren, Stehen, Gehen und Bewegen eine wichtige Rolle. Berührungen sind auf Körperkontakt mit anderen Kindern oder Erwachsenen angewiesen. Stehen, Gehen, Bewegen sind auch für das Lernen von Zusammenhängen wichtig: „Auf eigenen Füßen stehen" bedeutet selbstständig werden, einen Standort finden bzw. einnehmen. Stehenbleiben und Verweilen meint auch eine Konzentration nach innen wie nach außen. Ins Gehen zu kommen bedeutet eine Standortveränderung, das Kind bewegt sich von einem Ort zum anderen und versucht dadurch, seinem Ziel näher zu kommen. Gehen und Bewegen haben einen kommunikativen Aspekt: Kinder gehen auf andere zu, sie kommen sich näher, lassen sich aufeinander ein, wenden sich ab oder gehen einfach weg. Sie experimentieren und erfahren dadurch, wo ihre körperlichen Grenzen sind und wo sie die körperlichen Grenzen anderer überschreiten. Diese Zusammenhänge begreifen Kinder durch Tun und Raumaneignung. Sie spüren selbst, dass sie Urheber einer Handlung sein und die Situation gut „handeln" können. Diese Selbstwirksamkeit ist eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Kinder, die sich ausschweifend bewegen dürfen, treten selbstbewusster auf, sie zeigen sich weniger ängstlich im Ausprobieren für sie noch unbekannter Bewegungsabläufe.

Projekte

Gemeinsame Projekte wie die Entwicklung und der Aufbau eines Sinnesparcours (vgl. Wanzeck-Sielert 2004, S.77ff.) sind eine gute Möglichkeit, Kinder in ihrer Identität zu stärken. Auch das Kennenlernen des eigenen Körpers und seiner Funktionen kann in einem solchen Projekt spielerisch erarbeitet werden.

Raumgestaltung

Häufig werden Räume nach Gesichtspunkten der Übersichtlichkeit, Reinigungsmöglichkeiten, Helligkeit und Sachfunktionalität ausgerichtet. Die Einrichtung einer Kuschelecke mit Kissen und Matratzen ist wichtig, damit Kinder auch die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und in einer kleinen Gruppe unter sich zu sein.

Zusammenarbeit mit Eltern

Die Erarbeitung einer sexualpädagogischen Haltung im Team, bei der eine konstruktive und kooperative Elternarbeit angestrebt und eine Kommunikationskultur initiiert wird, die im Sinne aller anderen Beteiligten Konflikte nicht vermeidet, sondern bearbeitet und löst, macht Elternarbeit zu einer lohnenswerten Aufgabe. So verschwinden Ängste der ErzieherInnen, ihre sexualpädagogische Haltung vor den Eltern rechtfertigen zu müssen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist die Anerkennung der Tatsache, dass unterschiedliche Erziehungsstile, Werte, Einstellungen und Sichtweisen, bezogen auf die Sexualität der Kinder, aufeinanderprallen können. Auch wenn unterschiedliche Vorstellungen über kindliche Sexualität oder die angemessene Sexualerziehung im Kindesalter die Zusammenarbeit manchmal erschweren können (z.B. bei unterschiedlichem kulturellem Hintergrund), muss die Kommunikation aufrechterhalten werden. Eltern benötigen Unterstützung und Begleitung, denn sie haben viele Fragen zur Sexualität ihrer Kinder. Mit großem Interesse nehmen sie grundlegende Informationen über die psychosexuelle Entwicklung und deren Ausdrucksformen auf. Dadurch bekommen sie nicht nur mehr Klarheit und Sicherheit im Umgang mit kindlicher Sexualität, sondern werden befähigt, mit ihren Kindern über Sexualität zu sprechen, deren sexuelle Entfaltung zu ermöglichen und gleichzeitig Grenzen im Umgang miteinander zu achten.

Ausblick

Eine ganzheitliche und umfassende Sexualerziehung, die sowohl die positiven, lustvollen, lebensbejahenden Aspekte als auch die unterschiedlichen Schattierungen von Aggression und Gewalt thematisiert, fördert die Lebenskompetenzen der Kinder. Dies bedeutet Stärke, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Autonomie. Das Experimentieren mit dem eigenen Körper ist für die Entwicklung der Ich-Identität und Autonomie von großer Bedeutung. Das Wissen um die eigene Körperlichkeit macht Kinder stark, sich bei sexuellen Grenzverletzungen nicht alles gefallen zu lassen und sich adäquat zur Wehr setzen zu können. Zudem macht es sie sprachfähig für unterschiedlichste Themen und ermöglicht die Wahrnehmung vielfältiger Gefühle und Ausdrucksformen unter Einbeziehung aller Sinne.
Diese sexualfreundliche und sinnesfördernde Erziehung benötigt nicht nur kompetente ErzieherInnen, sondern auch ein sexualpädagogisches Konzept. Bisher gibt es wenige KiTas, die sich intensiv mit Konzeptentwicklung in diesem Bereich befassen. Offensichtlich bestehen immer noch viele Ängste und Unsicherheiten, Sexualerziehung in die Konzeption der Einrichtung aufzunehmen. Dies zu tun, lohnt sich jedoch für alle Beteiligten: Die Festschreibung von Sexualerziehung im Konzept der Einrichtung zeigt den Rahmen und die Transparenz nach innen und außen auf. Die Position wird klar für den Träger und die KiTa formuliert. Dadurch werden die ErzieherInnen entlastet und zugleich gestärkt. Darüber hinaus wissen auch Eltern, wie das Team zum Thema steht und dass es die Fragen und sexuellen Ausdrucksformen ihrer Kinder kompetent begleitet.

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